Über Epilepsie
Informationsquelle: gesundheitsinformation.de
Was ist Epilepsie
Epilepsie ist eine Erkrankung, bei der das Gehirn oder einzelne Hirnbereiche übermäßig aktiv sind und Nervenzellen übersteigert feuern. Dies löst die sogenannten epileptischen Anfälle aus. Dabei zucken manchmal nur einzelne Muskeln – es kann aber auch der gesamte Körper krampfen und man verliert das Bewusstsein.
Eine Epilepsie kann in jedem Lebensalter auftreten. Manche Menschen haben schon in der Kindheit ihren ersten Anfall, andere erst im Alter. Zwischen den Anfällen zeigen sich meist keine körperlichen Beschwerden. Allerdings begleitet viele Menschen die Sorge, dass es zu einem erneuten Anfall kommt.
Durch Medikamente kann es gelingen, Anfälle zu verhindern und eine gute Lebensqualität zu erhalten. Leider helfen Medikamente aber nicht immer: etwa 3 von 10 Betroffenen haben weiter regelmäßig Anfälle. Für sie ist die Krankheit eine besondere Belastung.
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Informationen zur Epilepsie in einfacher Sprache: Epileptische Anfälle und die Krankheit Epilepsie.
Symptome
Ein epileptischer Anfall kann sich ganz unterschiedlich zeigen. Er kann wenige Sekunden dauern und sogar unbemerkt bleiben, nur einen einzelnen Arm oder ein Bein betreffen oder den ganzen Körper erfassen. Manche Menschen werden bewusstlos, andere sind nur kurz abwesend oder bleiben bei vollem Bewusstsein.
Ein epileptischer Anfall hält selten lange an. Dauert er länger als fünf Minuten, spricht man von einem „Status epilepticus“. Dabei handelt es sich um einen Notfall, der schnell mit Medikamenten behandelt werden muss. Es kann auch vorkommen, dass mehrere Anfälle kurz hintereinander auftreten.
Man unterscheidet bei der Epilepsie zwei Anfallsformen: generalisierte Anfälle und fokale Anfälle.
Generalisierte Anfälle
Generalisierte Anfälle erfassen das gesamte Gehirn. Sie sind nicht unbedingt schwerer als Anfälle einzelner Hirnbereiche (fokale Anfälle), führen aber häufiger zu Bewusstlosigkeit und Krämpfen im ganzen Körper.
Ein generalisierter Anfall kann sich folgendermaßen zeigen:
- tonisch: Die Gliedmaßen verkrampfen und versteifen sich. Der Anfall ist meist schnell vorbei und das Bewusstsein nicht immer eingetrübt.
- atonisch: In einem Teil des Körpers lässt plötzlich die Muskelspannung nach. Zum Beispiel kann das Kinn auf die Brust fallen oder die Beine können einknicken. Man kann auch kurz das Bewusstsein verlieren und stürzen.
- klonisch: Große Muskelgruppen zucken in langsamem Rhythmus, etwa an den Armen oder Beinen. Meist verliert man dabei das Bewusstsein.
- myoklonisch: Einzelne Muskelgruppen zucken rasch. Das Bewusstsein ist in der Regel nicht beeinträchtigt.
tonisch-klonisch („Grand mal“): Der gesamte Körper krampft und zuckt und man wird bewusstlos. - Absencen: Diese milde Anfallsform äußert sich durch plötzliche, kurze Bewusstseinspausen.
Fokale Anfälle
Fokale Anfälle entstehen in einem bestimmten Bereich des Gehirns. Welche Symptome auftreten, hängt davon ab, für welche Funktion dieser Bereich zuständig ist: zum Beispiel ein Zucken des Arms (motorischer Anfall), eine Gefühlsstörung (sensorischer Anfall) oder eine Veränderung des Sehens (visueller Anfall).
Bei einem fokalen Anfall kann es vorkommen, dass man ungewöhnliche Sinneswahrnehmungen hat, anders hört, sieht, riecht oder geistig abwesend ist. Auch Schwindel, Angstzustände oder Halluzinationen sind möglich. Dies wird als Aura bezeichnet. Andere Menschen schmatzen, grimassieren, stammeln, laufen ziellos umher oder nesteln an Dingen herum. Fokale Anfälle können mit Zuckungen oder Krämpfen einhergehen. Manchmal schränken fokale Anfälle das Bewusstsein oder die Aufmerksamkeit ein.
Fokale Anfälle können sich auf das gesamte Gehirn ausbreiten und zu einem generalisierten Anfall werden.
Zwischen den Anfällen haben Menschen mit einer Epilepsie meist keine körperlichen Beschwerden.
Neben epileptischen Anfällen gibt es auch funktionelle Anfälle, deren Symptome denen einer Epilepsie ähnlich sehen können. Die Ursache ist jedoch eine andere, weshalb auch eine andere Art der Behandlung erforderlich ist. Auch für Menschen mit funktionellen Anfällen bieten wir ein Beratungsangebot an.
Ursachen
Epilepsien können durch zahlreiche Ursachen ausgelöst werden. Dazu gehören in etwa einem Drittel der Fälle strukturelle Veränderungen im Gehirn, die beispielsweise durch Verletzungen, Tumore oder einen Schlaganfall entstanden sind.
Am zweithäufigsten sind genetische Ursachen. Dies bedeutet nicht, dass ein hohes Vererbungsrisiko besteht.
Seltene Ursache sind Infektionen, Stoffwechselerkrankungen oder auch neurodegenerative Prozesse.
In etwa einem Drittel der Fälle lässt sich die Ursache gegenwärtig nicht klären.
Diagnostik
Bei der Diagnose einer Epilepsie steht die Beschreibung der Anfallsereignisse ganz im Vordergrund. Neben den Schilderungen der/des Betroffenen ist es in der Regel sehr hilfreich, ergänzend auch die Beschreibung eines Anfallsbeobachters zu erfragen. Verschiedene Untersuchungen können helfen, die diagnostische Einschätzung zu unterstützen.
Üblicherweise wird ein EEG geschrieben, um die Hirnströme abzuleiten und mögliche Anhaltspunkte für epilepsietypische Veränderungen zu erhalten. Außerdem kann mithilfe eines EEGs unter Umständen festgestellt werden, ob es sich um eine generalisierte oder um eine fokale Epilepsie handelt und in welcher Hirnregion ggf. der Ursprungsort der Anfälle liegt.
Mithilfe einer Magnetresonanztomographie (MRT) des Kopfes kann man mögliche strukturelle Veränderungen im Gehirn sichtbar machen, die Anfallsauslöser sein können.
Verschiedene Laboruntersuchungen des Blutes und evtl. auch des Nervenwassers werden ebenfalls zur Diagnostik herangezogen. Im Verlauf der Behandlung werden die Spiegel der anfallssuppressiven Medikamente bestimmt und die Verträglichkeit der Therapie überprüft.
Behandlung
Die Behandlung einer Epilepsie beruht vorrangig auf Medikamenten. Hierbei ist es wichtig, die individuell geeignete Wirksubstanz und die richtige Dosis herauszufinden. Das erfordert von Patientenseite oftmals Geduld, da sich der Erfolg einer Therapie erst im Verlauf beurteilen lässt und nicht selten verschiedene Medikamente ausprobiert werden müssen. Ebenso kann es sein, dass ein Medikament nicht vertragen und gewechselt wird. Die Erfolgsaussichten der medikamentösen Therapie sind gut: etwa 2/3 der Betroffenen erreichen mit dem ersten oder zweiten Medikament eine Anfallsfreiheit.
Für Betroffene, die durch eine medikamentöse Therapie nicht anfallsfrei werden, stehen weitere Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung.
Bei einem fokalen Ursprungsort kann geprüft werden, ob ein epilepsiechirurgischer Eingriff eine Behandlungsoption ist. Dafür müssen allerdings verschiedene Voraussetzungen erfüllt sein, die durch eingehende Untersuchungen verschiedener Fachdisziplinen genau überprüft werden. Etwa 70% der Betroffenen werden durch eine Operation anfallsfrei.
Wenn Medikamente nicht ausreichend wirksam sind und eine Operation nicht in Frage kommt, bieten Neurostimulationsverfahren (v.a. die Vagusnerv-Stimulation oder die tiefe Hirnstimulation) unter Umständen eine weitere Behandlungsmöglichkeit. Mit diesen Verfahren wird häufig eine deutliche Verringerung der Anfallshäufigkeit bzw. der Schwere der Anfälle ermöglicht, eine Anfallsfreiheit wird in den meisten Fällen hierdurch nicht erreicht.
Informationen zu Epilepsie in Leichter Sprache: Wie kann eine Epilepsie behandelt werden?
Leben und Alltag
Epilepsien haben in den meisten Fällen Auswirkungen auf den Alltag der Betroffenen. Hierbei spielen die Form der Epilepsie, die auftretenden Symptome, die Häufigkeit der Anfälle und der Behandlungsstand eine entscheidende Rolle.
Manche Lebensbereiche werden durch klare gesetzliche und behördliche Vorgaben eingeschränkt, in anderen Bereichen müssen Betroffene einen eigenen Umgang mit den Herausforderungen finden. Dabei gilt es, die individuellen Risiken zu durchdenken und einzuordnen, um Gefahren/Komplikationen in verschiedenen Lebensbereichen so gering wie möglich zu halten.
Gesetzliche und behördliche Einschränkungen gibt es beim Führen von Fahrzeugen und in der Ausübung bestimmter beruflicher Tätigkeiten.
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Informationen zu Epilepsie in Leichter Sprache: Epilepsie im Alltag und im Beruf
Erste Hilfe
Ein einzelner epileptische Anfall ist nicht zwingend ein Notfall. Die allermeisten Anfälle hören von selbst wieder auf. Ersthelfer sollten dafür sorgen, dass die betroffene Person sicher und vor weiteren Verletzungen geschützt durch den Anfall kommen kann.
Dazu gehören:
- Ruhe bewahren
- Anfallsdauer messen
- Beim/bei der Betroffenen bleiben und für Sicherheit und Ruhe sorgen
- Symptome möglichst beobachten und einprägen
- Gefährdende Gegenstände aus dem Umfeld entfernen
- Die Person nicht festhalten, die Bewegungen nicht versuchen zu unterbinden
- Keine Gegenstände/Tabletten in den Mund stecken
- Wenn der Anfall länger als fünf Minuten dauert -> unbedingt sofort Notarzt rufen!
- Bei der Person bleiben, bis sie wieder bei Bewusstsein und orientiert ist